Auch das Lymphsystem durchzieht den gesamten Körper eines Menschen. Es erledigt als Zirkulationsorgan sowohl Reinigungs- als auch Transportaufgaben, gehört zum Immunsystem und wird oft als "Abwassersystem des Körpers" bezeichnet. Warum das so ist, erklären wir im dritten Teil unserer Immunsystem-Serie. 

Ein funktionierendes Lymphsystem bildet die Voraussetzung für eine schnelle, wirkungsvolle Abwehrreaktion des Körpers. Zudem ist es für die Entwässerung des Gewebes im Körper zuständig. Auch, wenn es in enger Verbindung mit dem Blutkreislauf steht, bildet es ein eigenständiges System.  

Lymphe ist eine Gewebsflüssigkeit

Die Flüssigkeit, die sich im Lymphsystem befindet, wird als Lymphe bezeichnet. Dieses Körperwasser ist klar, farblos bis gelblich, manchmal milchig. Die Lymphe versorgt die Gewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff und nimmt Abfallstoffe und Kohlendioxid auf. In ihr befinden sich neben anderen Stoffen zahlreiche weiße Blutkörperchen, die auch als Lymphozyten bezeichnet werden. Diese spielen für die Abwehrreaktion eine wichtige Rolle. 

Von der weiteren Zusammensetzung ist die Lymphe mit dem Blutplasma vergleichbar. Auch in der Lymphflüssigkeit findet man neben Lymphozyten, Elektrolyte, Proteine und Lymphplasma. Der Transport von Lymphe erfolgt nur in eine Richtung, nämlich von den entfernteren Körperregionen hin zum Herzen. Im Gegensatz zum Blutkreislauf fließt die Lymphe nur sehr langsam durch das im Körper weit verzweigte System, das aus Lymphkapillaren, Lymphknoten, größeren Lymphgefäßen, die in zwei großen Gefäßen enden sowie die lymphatischen Organe Milz, Mandeln und dem Thymus besteht. Die Lymphkapillaren sind an den Enden offen. Nur dadurch können Gewebsflüssigkeit und Fremdstoffe aus dem Gewebe aufgenommen werden.

Doch wie passiert das? Vereinfacht dargestellt lässt sich das so erklären: Aus den feinsten Blutgefäßen drängt ständig Blutplasma in die Zellzwischenräume. Dort umspült es die Körperzellen, damit sie daraus die nötigen Nährstoffe schöpfen können. Was die Zellen nicht mehr brauchen und ausscheiden, nehmen dann erst mal die Lymphkapillaren und -gefäße auf und transportieren es weiter. Endgültig ausgeschieden wird diese Art von "Abfall" dann aber über die Nieren und die Leber. 

Atmung und Muskeln unterstützen Lymphfluss 

Das Lymphsystem besitzt im Gegensatz zum Blutsystem keine eigene Pumpe. Lediglich die größeren Lymphgefäße sind von einer Muskelschicht umgeben, die sich rhythmisch zusammenzieht und so den Lymphfluss unterstützt. Auch benachbarte Arterien üben Druck auf die Lymphgefäße aus. Dadurch helfen sie, die Flüssigkeit durch das System zu transportieren. Was die meisten nicht wissen ist, dass der Lymphfluss durch tiefe Atmung und Muskelaktivierungen durch Bewegung unterstützt werden. Darüber hinaus besitzen die größeren Lymphgefäße ein Klappensystem, das ein Zurückfließen der Lymphflüssigkeit verhindert.  

Im Lymphsystem werden täglich etwa zwei Liter Lymphe durch den Körper transportiert und über die beiden großen Lymphgefäße schließlich über die beiden Schlüsselbeinvenen rechts und links in den Blutkreislauf eingeleitet. Auf dem Weg zum Blutkreislauf passiert die Lymphe zahlreiche Lymphknoten. Rund 600 dieser stecknadel- bis bohnengroßen Organe unterbrechen die Lymphbahnen. Tastbar sind sie unter anderem am Hals, in der Leistengegend und den Achselhöhlen.  

Wenn Lymphknoten anschwellen

Die Aufgabe der Lymphknoten ist es, Stoffwechselrückstände, Zelltrümmer, Eiweiße und Fremdstoffe, die nicht in den Blutkreislauf gelangen dürfen, aufzustöbern und herauszufiltern. Im Inneren der Lymphknoten wird die Lymphe von Fremdstoffen, Keimen und entarteten Zellen gereinigt. Krankheitserreger werden in den Lymphknoten von den anwesenden weißen Blutkörperchen unschädlich gemacht. Je mehr Erreger bekämpft werden müssen, umso mehr müssen die Lymphknoten arbeiten. Bei jeder größeren Abwehrreaktion läuft das Lymphsystem deshalb auf Hochtouren. Das Anschwellen oder Schmerzen der Lymphknoten ist ein sicheres Zeichen dafür. 

Das Lymphsystem absorbiert und transportiert zudem überschüssige Gewebeflüssigkeit und Abbauprodukte, die von den Kapillaren des Blutkreislaufs nicht aufgenommen werden. Ohne dieses weit verzweigte, hoch spezialisierte "Abwassersystem" könnte der Mensch nicht leben, er würde einfach platzen.

Lesen Sie auch: 

Die Haut: Außenstelle des Immunsystems

Das Lymphsystem ist das "Abwassersystem des Körpers"