Für manche ist das Arbeiten von zu Hause aus ein echter Glücksfall, andere wiederum leiden darunter und fühlen sich überfordert. Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Erasmus-Universität Rotterdam haben sich deshalb des Themas Homeoffice angenommen. Die Psycholog*innen wollten wissen, wie sich das Wohlbefinden beim heimischen Arbeiten steigern lässt und kamen auf eine aktive, selbstbestimmte Freizeitgestaltung. Denn: Das Streamen von Serien auf dem heimischen Sofa reicht zum Ausgleich offenbar nicht aus, schreiben die Forschenden in einer Mitteilung. Je aktiver und herausfordernder die Freizeitgestaltung sei, umso zufriedener ließe es sich im Homeoffice arbeiten. 

Zu den möglichen Aktivitäten, die von den Wissenschaftlern unter dem Oberbegriff "Leisure Crafting" zusammengefasst werden, gehören etwa das Ausprobieren einer neuen, pandemiekonformen Sportart, das Erlernen einer Sprache oder eine kreative Betätigung. Sie führten zu Gefühlen von persönlichem Wachstum und könnten den gerade im Homeoffice oft eintönigen Tagesabläufen einen neuen Sinn geben.  

Angaben im ersten Lockdown analysiert

Die Erkenntnisse gewann das Forscherteam während des ersten Lockdowns im April 2020. Mithilfe einer Tagebuchstudie sollten Beschäftigte, die sich aufgrund der Pandemie im Homeoffice befanden, ihre Tagesabläufe dokumentieren. Alle Teilnehmer*innen beantworteten eine Woche lang täglich am Abend auf ihren Smartphones Fragen zu ihren Anforderungen im Beruf und im Privaten, wie auch zu emotionaler Erschöpfung und zu ihrer Arbeitsleistung. 

Zudem wurden sie zu "Leisure Crafting", der aktiven und bewussten Gestaltung von Freizeit, befragt. In der Studie zeigte sich, dass die Arbeit im Homeoffice verstärkt zu Situationen im Beruflichen wie auch im Privaten führte, die Zustände emotionaler Erschöpfung auslösten. Besonders stark war dabei der Einfluss privater Anforderungen, aber auch die übermäßige gedankliche Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie wirkte sich bei den Beschäftigten negativ aus. 

Als ein weiteres Ergebnis der Studie zeigte sich, dass eine aktive Freizeitgestaltung helfen kann, Zustände emotionaler Erschöpfung zu vermindern. "Insbesondere für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeofice scheint es ratsam, durch eine selbstbestimmte Freizeitgestaltung den vielfältigen Anforderungen im Alltag etwas entgegenzusetzen", erklärt Sascha Abdel Hadi von der JLU. "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeoffice mussten während des Lockdowns nicht nur ihre gewohnten beruflichen Anforderungen in einer unbekannten Situation bewältigen; sie waren zudem auch mit zunehmenden privaten Aufgaben - etwa im Bereich der Kinderbetreuung - konfrontiert. Unsere Studie zeigt, dass Menschen, die trotz der Einschränkungen neue Freizeitaktivitäten ausprobierten, sich durch das aktive Setzen neuer Ziele in der Freizeit Möglichkeiten der Ablenkung schufen und ein Gefühl der Kontrolle zurückgewannen." 

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift "Anxiety, Stress & Coping" veröffentlicht. 

 

Zum Weiterlesen: Wir haben Sie, unsere Leser*innen in einem unserer letzten Newsletter gefragt, was Ihnen in Corona-Zeiten hilft. Die Zusammenfassung mit vielseitigen Ideen finden sie hier.