8. September 2021 - In der Schwangerschaft zum Yogakurs oder nach der Arbeit zur Tai Chi Stunde – und das auf Rezept? Gesundheitskurse zur Prävention werden mittlerweile von allen Krankenkassen angeboten. Doch das Budget für Präventionskurse, das die Versicherten in Anspruch nehmen können, unterscheidet sich stark zwischen den unterschiedlichen Gesetzlichen Krankenkassen. Dabei ist die Gesundheitsförderung ein wesentlicher Bestandteil für ein funktionierendes Gesundheitssystem.

Welche Präventionsmaßnahmen können Versicherte in Anspruch nehmen?

Die Gesunderhaltung beziehungsweise die Vorbeugung von Krankheiten steht durch eine alternde Gesellschaft und die starke Zunahme von sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen stärker im Fokus des deutschen Gesundheitssystems. Ein "Leitfaden Prävention", auf den sich alle Gesetzlichen Krankenversicherungen geeinigt haben, regelt die Ausgestaltung der Angebote zur Gesundheitsförderung.
Gesundheitskurse, die den individuellen Lebensstil betreffen, werden in diesen vier Bereichen von Krankenversicherungen angeboten:

1. Bewegungsgewohnheiten
Gesundheitskurse enthalten Bewegungsprogramme, die gesundheitlichen Risiken vorbeugen sollen und den Bewegungsmangel ausgleichen

2. Ernährung
Ernährungsberatung und Schulungen helfen dabei, Mangelernährung zu verhindern oder Übergewicht zu reduzieren

3. Stressmanagement
Bewältigung von Stress wird durch eine Fülle von Kursen abgedeckt, unter anderem Yoga, Tai Chi, Qigong und Progressive Muskelentspannung

4. Suchtmittelkonsum
Kurse in diesem Bereich helfen Versicherten dabei, das Rauchen aufzugeben und den Alkoholkonsum zu reduzieren.

Die Zuzahlung zu Gesundheitskursen gestaltet sich jedoch sehr unterschiedlich. Sie beträgt zwischen 80,00 und 560,00 im Jahr. Versicherte können  lediglich zwei Kurse zur Prävention pro Jahr in Anspruch nehmen, die von den Gesetzlichen Krankenkassen erstattet beziehungsweise bezuschusst werden. Viele der Bewegungskurse finden einmal in der Woche und insgesamt über zehn Wochen statt. Das bedeutet: Wer sich regelmäßig einmal wöchentlich in einem Kurs bewegen will, um Bewegungsmangel vorzubeugen, muss die Kosten für mindestens 32 Wochen, also wesentlich mehr als die Hälfte, selbst übernehmen.

Prävention durch ein Gesetz verankert?

Im Juli 2015 ist das Präventionsgesetz verabschiedet worden, das Krankenkassen dazu verpflichtet, Präventionsangebote für Versicherte in ihren Leistungskatalog aufzunehmen und ein bestimmtes Budget für Gesundheitsförderung einzuplanen.

Zudem ist in diesem Gesetz vorgesehen, dass eine nationale Strategie zur Krankheitsprävention ausgearbeitet wird. In diesem Zusammenhang sind betriebliche Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen in Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten zentrale Eckpunkte einer bundesweiten Präventionsstrategie. Somit bleibt die Gesundheitsförderung nicht auf den individuellen Lebensstil beschränkt, sondern das Lebensumfeld der Versicherten wird ebenfalls berücksichtigt.

Einschätzung
Der Ausbau von Präventionsangeboten bei den Gesetzlichen Krankenkassen ist angesichts des Anstiegs von Zivilisationskrankheiten und einer alternden Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil sowohl für den einzelnen Menschen als auch für das gesamte Gesundheitssystem. Das momentane Budget für Gesundheitskurse ist jedoch viel zu niedrig angesetzt. Ein einheitliches Gesundheitsbudget für die Gesetzlichen Krankenkassen, dass die Gesunderhaltung der Versicherten in den Vordergrund stellt, wäre eine äußerst sinnvolle gesundheitspolitische Maßnahme.