Es ist schon bemerkenswert, was da im bayerischen Landtag am 7. November passiert ist: 120 Abgeordnete stimmten für, 47 gegen einen Antrag der Regierungsfraktionen aus CSU und Freien Wählern. Er soll klären, ob sich mit verschiedenen naturmedizinischen, unter anderem auch homöopathischen Mitteln, der Einsatz von Antibiotika verringern lässt, um die Entwicklung von Resistenzen einzudämmen. Wörtlich heißt es in dem Antrag: „Die Staatsregierung wird aufgefordert, durch eine Studie zu untersuchen bzw. untersuchen zu lassen, wie ein reduzierter Antibiotikaeinsatz im medizinischen Bereich realisiert werden kann. Dabei soll auch und insbesondere die Rolle alternativmedizinischer Methoden in den Blick genommen werden. Auch soll in diesem Zusammenhang eine mögliche positive Rolle von ggf. ergänzend verabreichten homöopathischen Präparaten beleuchtet werden.“ Zum Antrag

Ein Erfolg für die Integrative Medizin: Die bayerische Landesregierung wird mit öffentlichen Geldern eine Studie finanzieren, die untersucht, ob und in welcher Weise verschiedene naturmedizinische Verfahren bei der Lösung des drängenden Problems der Antibiotikaresistenzen hilfreich sein können.

Erwartungsgemäß wurde dieser Antrag jedoch von der Opposition als unnötige Geldverschwendung scharf kritisiert und auch in den Medien aufs Korn genommen – dabei jedoch völlig verzerrt dargestellt. Denn wie ausdrücklich vermerkt, sollen naturmedizinische Methoden den Einsatz von Antibiotika nicht ersetzen, sondern entweder im Vorfeld vermeiden helfen oder aber als "nützliche zusätzliche Behandlungsmethode" eingesetzt werden. Insbesondere bei Infektionen der oberen Atemwege (Husten, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung), werden derzeit häufig unnötigerweise Antibiotika eingesetzt, obwohl die Datenlage dünn ist: Sie geht nicht über die Wirkung von Placebos hinaus oder hat einen sehr begrenzten Nutzen, der durch die Risiken nicht aufgewogen wird.
 
Dagegen gibt es durchaus Hinweise, dass gerade Homöopathika bei solchen Krankheiten sinnvoll und Scheinmedikamenten überlegen sein können, indem sie unter anderem die individuelle Infektabwehr verbessern konnten. Genau das soll jetzt mit den Mitteln der bayerischen Staatsregierung genauer geprüft werden. Was umso dringlicher erscheint, weil die WHO Antibiotika-Resistenzen als „weltweit ernstzunehmende Bedrohung“ bezeichnet. Allein in deutschen Krankenhäusern sterben jährlich 1.000 bis 1.500 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keimen. Auch ist die Pharmaindustrie nicht daran interessiert, neue Antibiotika zu entwickeln – zu schnell werden die Bakterien dagegen resistent, die erwarteten Profite können in dieser kurzen Zeitspanne nicht realisiert werden.

 

Weitere Informationen bei der CSU-Landtagsfraktion, der Carstens-Stiftung sowie bei anthromedics

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