Patient*innen wünschen mehrheitlich eine Gesundheitsversorgung, die Schulmedizin und Naturmedizin sinnvoll aufeinander abstimmt, eine „Integrative Medizin“. Klingt gut - aber was bedeutet das genau? Um klar zu machen, wofür weil’s hilft! steht und Missverständnissen vorzubeugen, erläutern wir hier, was genau mit diesen Begriffen gemeint ist.

Schulmedizin

Unter „Schulmedizin“ verstehen wir alle konventionellen Therapieverfahren, die üblicherweise im  Rahmen eines Medizinstudiums („Schule“) gelehrt werden und in der flächendeckenden Krankenversorgung zur Anwendung kommen. Dazu gehören zum Beispiel chirurgische Verfahren, die Intensivmedizin oder der Einsatz von chemisch hergestellten Medikamenten.

Uns ist wichtig, dass der Begriff ‚Schulmedizin’ hier nicht ablehnend als politisches Schlagwort verstanden wird, wie es durchaus manchmal der Fall ist. Die Schulmedizin hat insbesondere in der Akutmedizin hochwirksame Therapien entwickelt, die viele Leben retten und die in vielen Fällen unverzichtbar sind. Für einige Krankheitsbilder zeigen sich jedoch auch Grenzen, zum Beispiel für die Behandlung chronischer Erkrankungen.

Naturmedizin

Mit „Naturmedizin“ meinen wir bewährte medizinische Verfahren, denen ein ganzheitliches Menschenbild zugrunde liegt und die die (Selbst-)Heilungsvorgänge des Organismus stimulieren bzw. für die Gesundung nutzen. Stehen in der Schulmedizin gegen die Erkrankung gerichtete Behandlungen im Vordergrund, richtet die Naturmedizin ihren Fokus auf die gesund erhaltenden, individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Patient*innen. Die meisten Verfahren setzen auf die Eigenregulation des Patienten und geben dem Organismus einen Impuls, damit er selbst wieder in sein Gleichgewicht zurückfindet. Das kann durch sehr unterschiedliche Reize, wie etwa eine Kaltwasseranwendung, spezifische wärmende äußere Anwendungen, Akupunkturnadeln, homöopathische Arzneimittel oder auch Achtsamkeitsmeditation und Biographiearbeit geschehen.

Unter dem Sammelbegriff „Naturmedizin“ fassen wir klassische Naturheilverfahren (Pflanzenheilkunde, Physikalische Therapien, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und Ordnungstherapie/Mind-Body-Medizin), Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Traditionelle chinesische Medizin (TCM), ayurvedische Medizin und Osteopathie zusammen. Neben spezifischen Behandlungsverfahren sind Änderungen des Lebensstils (Ernährung, Bewegung, Stressreduktion) besonders wichtig. Patient*innen übernehmen im Therapieprozess eine aktive Rolle und lernen, wesentliche Einflussfaktoren ihrer Erkrankung positiv zu beeinflussen.

Verfahren der Naturmedizin werden von einer großen Zahl von Patient*innen als wirksam erlebt und prägen den Lebensstil und das Gesundheitsverständnis vieler Menschen. Viele können dadurch Antibiotika und viele unangenehme Nebenwirkungen konventioneller Medikamente vermeiden. Wissenschaftliche Studien dokumentieren positive Therapieeffekte. Dennoch fristen diese Methoden leider weitestgehend ein Randdasein in unserem Gesundheitssystem. Zu Unrecht, wie wir finden! Millionen Menschen haben sich durch diese Ansätze eine hohe Gesundheitskompetenz und Selbstwahrnehmungsfähigkeit angeeignet. Insbesondere chronisch kranke Menschen möchten Naturmedizin selbstverständlich im Rahmen der medizinischen Versorgung nutzen können. Dafür machen wir uns stark.

Integrativ statt alternativ

Das Wort „Alternativmedizin“ bezeichnet medizinische Verfahren, die konventionelle Standardtherapien ausschließen und komplett durch andere ersetzen. Genau das wollen wir nicht! Uns geht es vielmehr darum, schulmedizinische Therapien durch Naturmedizin sinnvoll zu ergänzen. In der Fachsprache wird deshalb oft auch der Begriff Komplementärmedizin verwandt. Wir haben uns jedoch für den Begriff Naturmedizin entschieden, weil er gut verständlich ist und von vielen Patient*innen selbst genutzt wird.

Naturmedizin und Schulmedizin gemeinsam münden in das Konzept der Integrativen Medizin. Gemeint ist eine Verbindung von konventionellen und naturmedizinischen / komplementären Methoden zu einem sinnvollen Gesamtkonzept auf wissenschaftlicher Basis. (1) Im Mittelpunkt der Integrativen Medizin steht eine patientenzentrierte und ressourcenorientierte Gesundheitsversorgung, die die Erfahrungen, Bedürfnisse und Präferenzen von Patient*innen ernst nimmt und sie dialogisch als aktive Partner in Prävention und Therapie einbezieht.

Die besonderen Stärken der Integrativen Medizin liegen in der Behandlung chronischer Erkrankungen wie z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Rheumatischen Formenkreises, Diabetes und funktionellen Störungen. Auch bei psychischen Erkrankungen, etwa Depressionen bieten naturmedizinische Methoden ggf. ergänzend zu konventionellen Methoden gute Behandlungsmöglichkeiten. Eine besondere Bedeutung hat die Integrative Medizin in der hausärztlichen Versorgung. Besonders bei leichter verlaufenden Infektionen helfen naturmedizinische Verfahren häufig, konventionelle Medikamente, z.B. Antibiotika zu vermeiden. Nebenwirkungen und Resistenzen können so verringert werden.

Integrative Medizin erfordert multimodale Behandlungsansätze und damit eine enge Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen in interdisziplinären Teams. Beispiele für derartige Ansätze finden sich bei der Behandlung chronischer Schmerzsyndrome oder in der Palliativmedizin.

Fazit

weil’s hilft! steht für ein professionelles Miteinander konventioneller und naturmedizinischer / komplementärer medizinischer Methoden auf Augenhöhe: Naturmedizin + Schulmedizin = Integrative Medizin. Dabei orientieren wir uns an den Erfahrungen, Bedürfnissen und Präferenzen der Patient*innen sowie an Belegen aus wissenschaftlichen Studien.

Verfahren der Naturmedizin, für die es neben einer breiten Basis positiver Erfahrungen aussagekräftige Forschungsbefunde gibt, gehören in die flächendeckende Krankenversorgung und ins Medizinstudium. Behandlungsformen, die sich zwar in der praktischen klinischen Versorgung bewährt haben, aber noch nicht genügend erforscht sind, sollen systematisch und mit öffentlichen Geldern geprüft werden. Neben ihrer Evaluation in klinischen Studien sollten sie insbesondere in der Versorgungsforschung Berücksichtigung finden.  

Auf der anderen Seite bedeutet eine wissenschaftlich orientierte Integrative Medizin auch, dass Anwendungen, für die angemessen durchgeführte Studien keinen Nutzen oder sogar eine überwiegende Schädlichkeit belegen, aus dem klinischen Versorgungsalltag verschwinden. Dies gilt nicht nur für offenkundig unwirksame oder gefährliche Therapien auf dem Sektor der Naturmedizin, sondern auch für die Schulmedizin.

Wir setzen uns für eine Medizin von morgen ein, die den Patienten ernst nimmt, unvoreingenommen forscht und sich aller Methoden bedient, die im individuellen Fall eine Besserung bewirken können: Das Beste aus Schulmedizin und Naturmedizin vereint – weil’s hilft!

(1) Definition in Anlehnung an das Faktenpapier: Integrative Medizin. Hrsg. Hufelandgesellschaft. S.1f.