27. Juli 2022 - Das Gefühl der Angst gehört zum Leben dazu. Es ist ein natürliches Phänomen, das sich bei uns Menschen herausgebildet hat, um zu überleben. Die Angst ist quasi genetisch bedingt und streng genommen handelt es sich dabei um ein Gefühl, das eine Reihe biologischer Reaktionen im Körper auslöst. Angst, beziehungsweise die angemessene Reaktion darauf, kann also helfen, sich oder andere angesichts einer realen, riskanten Situation zu schützen.

Doch in der aktuellen Zeit mit Nachrichten über die Klimakrise, die Pandemie, den Krieg oder die steigende Inflation ist es schwer geworden, das Angstlevel auf einem gesunden Level zu halten. Das geht gerade vielen Menschen so. Um langfristig verfolgen zu können, wovor die Menschen in Deutschland Angst haben, führt die R+V-Versicherung regelmäßig repräsentative Umfragen durch. Mit einer aktuellen Sonderbefragung zur Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" kommt die Versicherung zu dem Schluss, dass momentan sehr viele Menschen in Deutschland sogenannte Umweltängste hat. 

Furcht vor Wetterextremen 

Vor immer häufigeren Naturkatastrophen fürchten sich 60 Prozent der Befragten. Da ist ein hoher Wert, denn bisher wurde er nur zwei Mal in den 30 Jahren der Studie übertroffen: einmal bei der Umfrage direkt nach der Flut im vergangenen Jahr. Da lag der Wert sogar bei 69 Prozent. Und bereits 2010, nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull in Island und der gigantischen Ölpest im Golf von Mexiko. Da hatten 64 Prozent der Deutschen angegeben, sich vor häufigeren Naturkatastrophen zu fürchten.

Vor den dramatischen Folgen des Klimawandels fürchten sich ebenfalls 60 Prozent der Deutschen. Damit bleibt die Sorge auf dem Niveau von 2021 - unmittelbar nach der Flutkatastrophe lag sie bei 61 Prozent. Die Angst vor Wetterextremen ist mit 63 Prozent (2021: 69 Prozent) am stärksten ausgeprägt. Alle drei Fragen werden auch in der Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" alljährlich abgefragt. In ihr ermittelt die Versicherung jedes Jahr die Sorgen der Menschen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit.

Trotz Pandemie, Krieg und Inflation

Was auffällt: Auch ein Jahr nach der Flut sind in der aktuellen Online-Umfrage alle Werte deutlich höher als vor dem Unwetter Bernd im vergangenen Jahr. Die Umweltängste liegen im Sommer 2022 rund 20 Prozentpunkte über dem Wert unmittelbar vor den dramatischen Ereignissen. "Unter dem Eindruck der Nachrichten von vielen Toten und der Bilder von verwüsteten Orten ist es verständlich, dass diese Ängste vergangenes Jahr die höchsten Werte seit Studienbeginn erreichten", sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch laut Mitteilung der R+V-Versicherung. Jetzt zeige sich, dass die Flut bis heute im kollektiven Gedächtnis geblieben sei. "Bereits in der Vergangenheit sorgte sich vielfach mehr als jeder zweite Deutsche um die Umwelt. Die Katastrophe im eigenen Land hat das Thema offensichtlich bei vielen Menschen noch stärker in den Fokus gerückt."

Angesichts der vielen großen Themen, die die Bürgerinnen und Bürger derzeit belasten, sind die Ergebnisse der Sonderbefragung auch für diejenigen, die sie durchgeführt haben, bemerkenswert. "Wir hätten erwartet, dass die Umweltängste durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Gas-Krise an Bedeutung verlieren", betont Brower-Rabinowitsch. Aber die Werte erzählen etwas anderes.

Wie man seiner Angst möglicherweise begegnen kann, welche Mittel die Natur bereithält und wer helfen kann, wenn Ängste oder melancholische Zustände überhandnehmen, erfährst du hier.