30. August 2023 - Ich bin diesen Sommer immer wieder mit dem Rad in der Natur. Der Kontakt mit diversen Insekten ist da nicht zu vermeiden. Bremsen überfallen mich wenn ich kurz anhalte, Wespen umkreisen mich bei einer Pause im Biergarten und Stechmücken aller Art plagen mich in der Dämmerung mit ihren Stichen. Was also tun und wie berate ich hier meine Kunden in der Apotheke naturheilkundlich?
Kühlen und Zwiebel
Unser Körper reagiert auf Insektenstiche meist mit Schwellungen und Juckreiz. Kratzen ist die natürliche Reaktion, dem Jucken etwas Stärkeres entgegenzusetzen. Aber nicht zu viel Kratzen, denn die Haut kann verletzt werden! Die schnellste Maßnahme gegen Juckreiz ist Kühlen. Hierzu eignet sich Wasser, ein Kühlpad oder ein Gel zum Auftragen. Durch den Kältereiz auf der Haut ziehen sich die Gefäße zusammen und der Juckreiz lässt kurzfristig nach. Bei Wespen- oder Bienenstichen ist die Küchenzwiebel eine erste Hilfe. So geht’s: Bei Bienenstichen den Stachel mit einer Pinzette entfernen. Wespen hinterlassen keinen Stachel. Dann sofort den Stich mit einer frisch aufgeschnittenen Zweibel abreiben. Die Zweibel einthält Inhaltsstoffe, die Entzündungen abklingen lassen können. Ausserdem ist Zwiebelsaft antibakteriell und hat desinfizierenden Eigenschaften.
Umschläge mit Essigsaurer Tonerde oder Arnika Essenz
Essigsaure Tonerde ist ein altes Hausmittel und kann in der Apotheke als Flüssigkeit oder Fertigtücher gekauft werden. Man verwendet die Flüssigkeit als Kompresse oder Umschlag bei Insektenstichen und auch Prellungen. Sie wirkt kühlend, desinfizierend und zusammenziehend. Die Heilpflanze Arnika kann als Essenz auch juckreizlindernd und abschwellend bei Insektenstichen wirken. Dafür verdünnt man sie in der Regel – ca. einen Esslöffel Arnika Essenz auf 250 ml Wasser –, tränkt ein dünnes Baumwolltuch in der Lösung und macht einen feuchten Umschlag. Besonders auch großflächigere Schwellungen profitieren von so einer Anwendung. Auch hier gibt es fertige Tücher zur schnellen Anwendung für unterwegs in der Apotheke, die ich gerne für die Reiseapotheke empfehle.
Gel gegen Insektenstiche
Der Wunsch nach Juckreizlinderung steht bei einem Gel gegen Insektenstiche an erster Stelle. Bei meiner naturheilkundlichen Beratung greife ich auf Arzneimittel zurück, die Auszüge aus Brennnessel, Arnika, Calendula und Thuja enthalten. Arnika und Brennnessel sind die beiden Leitpflanzen, da sie den Juckreiz und auch die Entzündung erfolgreich bekämpfen können. Arnika bringt die Schwellung in Ordnung und Brennnessel hat eine gute Wirkung gegen den Brennnschmerz und Juckreiz. Konkret empfehle ich, nach dem ersten Kühlen und auch Behandlung mit einer Zwiebel, das Gel mehrmals messerrückendick auf den Stich aufzutragen.
Ätherisches Lavendelöl
Sehr bewährt hat sich das direkte Auftragen von „Lavendelöl fein“ auf Insektenstiche. Lavendelöl wird aus den Blüten des Lavendels destilliert und der Duft löst gerne nostalgische Empfindungen aus. In der Regel dürfen ätherische Öle nicht pur auf der Haut angewendet werden. Eine Ausnahme ist hier das Lavendelöl, das für seine entzündungshemmende, zellregenerierende, rundum heilende und auch schmerzmindernde Wirkung bekannt ist. Im Akutfall reibt man ein bis zwei Tropfen Lavendelöl auf dem Stich in die Haut ein. Bei größeren Hautflächen kann man ein paar Tropfen auf einen Kompresse geben und damit die Haut abdecken.
(c) Foto via Pixabay: Himas Rafeek
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Wer schreibt hier? Aus der Apotheke – die weil’s hilft!-Kolumne mit Birgit Emde
Für Birgit Emde ist die Apotheke ein Ort, an dem Integrative Medizin gelebt werden kann. Neben der Behandlung von Beschwerden möchte sie das salutogene Potenzial des Menschen stärken, das heißt die Selbstheilungskräfte unterstützen und damit vorbeugend wirksam sein. Das macht sie, wann immer möglich und gewünscht, wenn eine ärztliche Verordnung (Rezept) eingereicht wird oder Menschen mit Beschwerden oder einer Erkrankung direkt zu ihr kommen.
Birgit Emde ist Apothekerin für Anthroposophische Pharmazie und arbeitet in einer Apotheke in Bayern. Außerdem hält sie Vorträge und ist Fachbuchautorin. Ihr aktuelles Buch "Anthroposophische Arzneimittel: Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation" ist zusammen mit Juliane Riedel in der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienen. Hier findest du weitere Veröffentlichungen von Birgit Emde.
Seit März 2021 schreibt Birgit Emde monatlich für weil’s hilft! über ihre Erfahrungen und Fragen in ihrem Apothekenalltag. Solltest auch du eine Frage an Birgit Emde haben, melde dich gerne unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Hier findest du ein Interview mit Birgit, indem wir erörtern, wohin sich unser Gesundheitssystem bewegen soll, welche Weichen wir jetzt stellen können und sollten, welche Rolle die Naturheilkunde dabei einnehmen kann und wie wir uns gemeinsam und jeder Einzelne für die Gesundheit einsetzen können:
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