3. Februar 2021 - Krebserkrankungen sind weltweit sehr verbreitet: Rund vier Millionen Menschen gab es in Deutschland 2017, die mindestens einmal in ihrem Leben eine Krebsdiagnose erhalten hatten. Jährlich kommen, laut Robert Koch Institut, rund 500.000 Menschen mit diagnostizierten Neuerkrankungen hinzu. Viele Krebspatient*innen nutzen neben den schulmedizinischen Therapieangeboten naturmedizinische Verfahren, um die Lebensqualität zu verbessern, Nebenwirkungen zu reduzieren oder auch einen Überlebensvorteil zu generieren. 

Mündige Patient*innen sind gefragt

Sowohl für die schulmedizinischen als auch für naturmedizinische Krebstherapien gilt: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Neben einigen nachgewiesenermaßen sinnvollen Behandlungsformen existieren auch viele nutzlose oder gar schädliche. 

Die moderne Schulmedizin bietet mittlerweile höchst effektive Behandlungsformen für onkologische Erkrankungen. Für bestimmte Krebsarten, -stadien bzw. -patient*innen ist zum Beispiel die Effektivität von Chemotherapien gut nachgewiesen. ​Doch genaues Hinsehen lohnt sich, denn nicht alle Maßnahmen basieren auf hochwertigen Forschungsbefunden: Gerade mal sechs Prozent der onkologischen Leitlinien überhaupt sind durch hochwertige klinische Studien abgesichert, teilweise fällt das Verhältnis von Nutzen und Risiko eher ungünstig aus. Für Krebspatient*innen ist es deshalb ratsam, sich sehr genau über die Effektivität angeratener Chemotherapien und anderer Therapieverfahren zu informieren und die behandelnden Ärzt*innen gezielt zu befragen.

In Anbetracht der Forschungsbefunde ist ​zudem weder ein pauschales Lob noch eine generelle Aburteilung der Naturmedizin bei Krebs angebracht. ​Naturmedizinische Behandlungen bei Krebs kommen ergänzend zur Schulmedizin zum Einsatz. Sie sind meistens mit wenig Nebenwirkungen verbunden ​oder können helfen, Nebenwirkungen konventionelle​r Methoden zu ​verringern. Gründliche Information ist auch hier entscheidend.

Prävention stärken - Lebensqualität erhöhen

Zur Prävention von Krebserkrankungen scheint eine mediterrane Vollwertkost geeignet, wie mittlerweile über 100 Studien nahelegen. Auch das häufig eingesetzte naturmedizinische Verfahren in der Onkologie, die Misteltherapie, ist vielfach im Rahmen klinischer Studien untersucht worden und scheint laut der jüngsten Übersichtsarbeit auf diesem Gebiet die Lebensqualität von Patient*innen in signifikantem Ausmaß zu erhöhen. Eine neue zusammenfassende Auswertung mehrerer klinischer Prüfungen legt sogar den Schluss nahe, dass die zusätzliche Behandlung mit bestimmten Mistelpräparaten sogar positive Auswirkungen auf die Überlebenszeit von Krebspatient​*innen haben kann. Laut den Autor​*innen ist dieser Befund aufgrund des Designs der eingeschlossenen Studien aber nicht abschließend gesichert.​

Auch für die Akupunktur sieht eine aktuelle Übersichtsarbeit einen deutlichen Nutzen, und zwar bei der Reduktion von krebsbedingten Schmerzzuständen. Die mittelmäßige Qualität der zugrundeliegenden Studien erlaube zwar keine abschließende Bewertung, die Autor*innen halten jedoch weitere Forschung für gerechtfertigt. Insbesondere das Potenzial der Akupunktur zur Reduktion der Einnahme von starken Schmerzmitteln gelte es dabei auszuloten. Ebenfalls Interventionen aus dem Bereich der Mind-Body-Medicine, wie etwa Achtsamkeitsmeditation oder Yoga, sind mittlerweile in vielen Studien untersucht worden und scheinen sich beispielsweise positiv auf die körperliche Fitness, Schlafqualität sowie die psychische Verfassung von Krebspatient*innen auszuwirken.

​Immer noch fehlen öffentliche Forschungsgelder, um vielversprechende Verfahren aus der Naturmedizin weiterzuerforschen und in die onkologischen Leitlinien zu integrieren. ​Nur so können sie künftig in konventionelle Therapiepläne, wie sie im Rahmen von Tumorkonferenzen für alle Patientinnen und Patienten entwickelt werden, Eingang finden. 

Weiterführende Informationen unter: 
https://www.krebsgesellschaft.de/
https://www.biokrebs.de/