17. Dezember 2021 - Wer zum Arzt geht, bekommt entweder ein Rezept oder eine Überweisung, manche auch beides. Doch das reicht vielen nicht. Patient*innen wünschen sich mehr Vielfalt und Selbstbestimmung in der medizinischen Behandlung – individuelle Medizin und Therapieoptionen. Die Therapievielfalt ermöglicht es, einen bedarfsgerechten Therapieplan in Abstimmung mit Ärzt*innen zu erarbeiten. Die Anwendung von verschiedenen Therapierichtungen ist insbesondere bei chronischen Erkrankungen erfolgsversprechend, wie am Beispiel der multimodalen Schmerztherapie deutlich wird.

Vielfalt in der Medizin

Grundlage der Therapievielfalt ist ein ganzheitliches Verständnis des Menschen, das die körperliche Ebene und die psychische Verfassung ebenso wie den Lebensstil einbezieht: Erkrankungen werden als komplexe Phänomene verstanden, die nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen sind. Die Behandlung dieser Erkrankungen kombiniert daher verschiedene Maßnahmen, um die beste Therapie für Patient*innen zu ermöglichen. Gespräche zwischen Ärzt*innen und Patient*innen dienen zur Erarbeitung eines passenden Therapieplans und stellen die Grundlage für die Auswahl verschiedener Maßnahmen aus Schulmedizin und Naturheilkunde dar. Patient*innen werden somit aktiv in die Behandlung einbezogen und erleben durch die gemeinsame Auswahl passender Therapien das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Gerade bei chronischen Erkrankungen ist dies ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und entscheidend für den Therapieerfolg.

Chronische Schmerzen behandeln

Die multimodale Schmerztherapie ist ein bekanntes Beispiel für die Vorteile von Therapievielfalt: Menschen, die chronische Schmerzen haben, sind in ihrer Lebensführung stark eingeschränkt, haben durch die anhaltenden Schmerzzustände oftmals psychische Probleme wie Depressionen und leiden oft auch unter sozialer Isolation. Eine Behandlung chronischer Schmerzen bezieht daher mehrere Bereiche ein: Neben der pharmakologischen Therapie werden psychotherapeutische Elemente wie Gesprächstherapien, Entspannungsübungen sowie psychosoziale Beratung in einem individuellen Therapieplan zusammengefasst. Die multimodale Schmerztherapie wird bereits an mehreren Kliniken in Deutschland angeboten. Das Anwendungsgebiet reicht von Fibromyalgie über chronische Rückenschmerzen bis hin zu Migräne.

Therapievielfalt bietet die Möglichkeit, eine patientenzentrierte Medizin zu realisieren, die sich an individuellen Bedürfnissen ausrichtet und ein Spektrum an Maßnahmen bereitstellt. Die Voraussetzungen liegen dabei in einem ganzheitlichen Verständnis des menschlichen Organismus sowie in der Kombination von schulmedizinischen und naturheilkundlichen Verfahren zur Behandlung chronischer Erkrankungen. Patient*innen sind Krankheiten nicht mehr ausgeliefert, sondern bestimmen sowohl in der Auswahl der Therapieoptionen als auch in der Durchführung der Behandlung den Prozess aktiv mit.